Stararchitekt Mario Botta und seine schönsten Werke im Tessin
Im Tessin hatte ich Gelegenheit einen Rundgang durch die repräsentativsten Werke des berühmten Stararchitekts Mario Botta zu machen. Seine Wurzeln sind im Tessin und hier hinterlässt er viele Spuren, die meiner Meinung nach als lohnende Ausflugziele in Ihre Reiseroute eingeplant werden sollten. Wenn Sie wie ich eine besondere Leidenschaft für zeitgenössische Künstler haben und auch die kleinsten Geheimnisse entdecken wollen, so freue ich mich, mit Ihnen meine Eindrücke seiner wichtigsten Projekte teilen zu können, in der Hoffnung, dass diese wenigen Zeilen Ihnen nützliche Hinweise geben können.
Mario Botta wurde am 1. April 1943 in Mendrisio geboren und zeigt seit seiner Kindheit eine große Leidenschaft für das Zeichnen und die Architektur. Dies führte ihn zu einer Lehre im Carloni-Camenisch-Atelier in Lugano, wo er im Alter von nur 18 Jahren sein erstes architektonisches Werk schuf. Später zog er nach Mailand, wo er an der Kunstschule und dann von 1964 bis 1969 in Venedig an der Iuav, der Universität für Architektur, studierte.
Nach Abschluss seines Studiums kehrte Mario Botta 1970 nach Lugano zurück, wo er sein eigenes Architekturstudio eröffnete und mit dem Entwurf kleiner Gebäude begann, die ihn schon bald international bekannt machten. Unter den in dieser Zeit von Botta erbauten Einfamilienhäusern befinden sich eine Reihe von Villen in Riva San Vitale, Morbio und Ligornetto. Hier drückte sich sein Genie vor allem in der Schaffung monumentaler Gebäude aus, mit symmetrischen Linien unter Verwendung von rohen Betonsteinen im Wechsel mit silbernen Backsteinen.
Zwischen den achtziger und neunziger Jahren besuchte Botta viele international renommierte Künstler und unternahm zahlreiche Auslandsreisen, die ihn bereicherten, während sein Studio an verschiedenen Wettbewerben teilnahm und zahlreiche Aufträge für den Bau öffentlicher Gebäude erhielt. 1986 widmete sogar das MoMA von New York Mario Botta und seinen Werken eine Ausstellung. Diese Biografie beschreibt ihn und seine Arbeiten nur knapp, aber Sie sollten an den Bauwerken, die ich besichtigen und bestaunen konnte, nicht ohne anzuhalten vorbeigehen.
Die Kirche San Giovanni Battista in Mogno
Im April 1986 traf eine Lawine das kleine Dorf Mogno mit katastrophalem Ausmass und zerstörte viele Häuser sowie auch die Pfarrkirche aus dem 17. Jahrhundert. Das Wiederaufbauprojekt der Kirche wurde Mario Botta anvertraut, der ein Werk von großer Wirkung schuf, das nicht unbemerkt bleibt. Die symmetrischen und futuristischen Linien von San Giovanni Battista heben sich von den ringsum stehenden typischen Alpenhäusern ab und erzeugen einen Effekt der Unbeständigkeit. Natürlich wird in diesem Projekt nichts dem Zufall überlassen und der Sakralbau hat einen hohen symbolischen Wert, er erinnert sowohl an die Katastrophe, die einen Teil des Dorfes ausgelöscht hat, als auch an den ewigen Konflikt zwischen Mensch und Natur.
Die Kirche zeigt sich mit ihren Linien und Dekorationen nüchtern und die verwendeten Materialien sind vorwiegend Stein, nur für das obere Fenster werden Eisen und Glas verwendet. Die Wände von San Giovanni Battista sind geneigt und komprimieren den Innenraum, der sich nach oben entwickeln muss, als ob er noch unter dem Druck der enormen Schneemasse stünde. Der Grundriss der Struktur ist elliptisch und das ausgewählte Material, das verwendet wird, erzeugt einen interessanten Duoton. Der Innenraum ist bewusst kahl gehalten, es sind nur zwei Reihen Holzbänke, eine Statue der Madonna und das Taufbecken aus hellem Marmor vorhanden. Der Besucher wird von der Anwesenheit eines aufsteigenden Stützpfeilers angezogen, der sich überwiegend von der minimalistischen Struktur der Kirche abhebt und von Botta geschaffen wurde, um die alte Kirche zu symbolisieren, die zwar zerstört wurde, doch dank ihrer Anwesenheit einen Teil des Schweizer Dorfes verschont blieb.
Das Weingut Fattoria Moncucchetto in Lugano
Wenn Sie das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden wollen, können Sie eine Tour durch das Weingut Moncucchetto in Lugano unternehmen. Hier kann nicht nur eine weitere Arbeit von Mario Botta bewundert werden, sondern man kann sich auch von den gastronomischen Spezialitäten des Restaurants und der Qualität des vor Ort hergestellten Weins verführen lassen. Die Landschaft dieses Weinguts ist herrlich und perfekt geeignet, einen Tag der Ruhe und Entspannung zu verbringen. Obwohl es sich in Lugano befindet, ist es etwa 400 m hoch gelegen und bietet einen herrlichen Blick über die Seen und bis hin zu den eindrucksvollsten Gipfeln.
Bottas Projekt wollte das Gleichgewicht zwischen Mensch und Landschaft betonen, indem ein Gebäude in perfekter Harmonie mit der Orographie des Gebiets errichtet wurde, das nicht als störendes Element, sondern als Unikat mit der Landschaft entsteht. Auf der Entdeckungstour kann man die charakteristischen Elemente von Botta erkennen, wie zum Beispiel die geometrischen und wesentlichen Linien und die Verwendung natürlicher Materialien beim Bau des Kellers.
Die Kirche Santa Maria degli Angeli auf dem Monte Tamaro
Die wunderschöne Landschaft des Monte Tamaro ist Schauplatz eines weiteren von Mario Botta entworfenen Gebäudes: die Kirche Santa Maria degli Angeli. Zunächst sollte betont werden, dass die Entdeckungstour der Bauten des Stararchitekten auch zu sehr eindrucksvollen Orten im Tessin führen können. Auf dem Monte Tamaro kann eine Kirche bewundert werden, die auf einem Felsvorsprung errichtet wurde und in völlige Ruhe getaucht ist. Der ideale Ort um ein paar Stunden inmitten unberührter und wunderschöner Natur zu meditieren.
Die Kirche wurde 1996 fertiggestellt und zeichnet sich durch essenzielle Linien aus, die einen idealen Raum schaffen. Es entstehen Räume für die Betrachtung der Schönheit, die ringsum vorhanden ist. Der künstlerische Teil wurde von Enzo Cucchi übernommen, der die Decke des Steges und das Innere der Kirche schuf. Das verwendete Material ist Porphyr. Die gesamte Struktur wurde am Rande eines Abhangs errichtet und bietet somit einen herrlichen Blick auf die umliegenden Berge.
Architekturakademie Mendrisio
Mario Botta ist Professor an der Architekturakademie in Mendrisio, die er 1992 selbst gegründet. Ein weiteres Beispiel für seine Architektur die zeigt, wie Räumlichkeiten in bereichender Art und Weise gestaltet werden können.
Hierbei handelt es sich um das 2018 eingeweihte Architekturtheater, ein 15 Meter hohes zylindrisches Gebäude, in dem sich zwei Innenbalkone und zwei unterirdische Stockwerke befinden. Der äußere Teil ist aus gelbem Stein, durchsetzt mit Bändern aus weißem Marmor. An der Fassade befinden sich zwei Fenster und der Eingang, der direkt in die Halle führt. Die Gesamtfläche beträgt 3000 Quadratmeter und wurde für Mehrzweckaktivitäten wie Ausstellungen, Konferenzen und künstlerische Veranstaltungen konzipiert.
Die ehemalige Banca del Gottardo in Lugano
Der Komplex wurde in den achtziger Jahren von Mario Botta entworfen und ist in eine Reihe von hohen Türmen mit miteinander verbundenen Glasfenstern unterteilt, deren monumentaler Stil perfekt zu all seinen Werken passt. Der äußere Teil besteht aus zweifarbigem Granit, während der innere Bereich mit Innenbalkonen organisiert ist, die unterschiedliche Stockwerke und Umgebungen schaffen und die Kontinuität des Raums unterbrechen. Bei näherer Betrachtung können wir den Einfluss von Le Corbusier in diesem Projekt sehen, bei dem der Geometrie der Räume und der Steinverkleidung viel Wert beigemessen wird.
In der Tat gehören zu den charakteristischen Elementen des Komplexes die reinen und linearen Voulmen, die durch große Öffnungen und eine künstlerische Verwendung von Backsteinen und Steinen unterbrochen werden. Es wurde ursprünglich als Hauptsitz der Banca del Gottardo gebaut, heute wird das Gebäude von einigen Verwaltungsbüros und einem Restaurant genutzt; es befindet sich in der Viale Franscini, wo zuvor diverse Villen aus dem späten 19. Jahrhundert erbaut worden waren.
Das Gebäude Fuoriporta in Mendrisio
Das Gebäude wurde in Mendrisio an einem strategischen Ort errichtet, der das historische Zentrum von der Autobahn und der Eisenbahn trennt. Die Struktur wurde L-förmig geplant, um diese imaginäre Unterteilung zu unterstreichen: Die lange Seite verläuft parallel zur Straße, die zum Bahnhof führt und die kurze Seite gibt die Richtung Zentrum. Auch bei dieser Liegenschaft ist der Stil modern, die Linien essentiell und die Materialien, insbesondere Travertin aus Jordanien und Eisen, werden als dekoratives Element verwendet. Die geometrische Form wird durch das Vorhandensein von Öffnungen und Fenstern unterbrochen, die dazu beitragen, den Innenräumen Helligkeit zu verleihen. Das Gebäude Fuoriporta ist unter anderem auch Sitz des Ateliers von Mario Botta.
Viel Spass auf der Entdeckungstour dieser architektonischen Werke!
Pamy Pintus